Kinder groß zu ziehen ist eine Lebensaufgabe. Keine Frage. Doch inwieweit brauchen wir Mamas noch eigene Wünsche und Ziele? Sollten wir welche haben? Dürfen wir welche haben?
Hast du noch Ziele?
Also nicht das Ziel, am Wochenende einen Ausflug zu machen oder am Monatsende noch Geld zum Sparen übrig zu haben.
Nein. Ich meine so große Ziele. Lebensziele. Ziele die über allem stehen, die die Richtung weisen und auf die du deine Entscheidungen ausrichtest.
Warum ich frage?
Vor kurzem musste ich feststellen, dass ich – glaube ich – gar keine Ziele mehr habe.
Also keine konkreten.
Ideen und Wünsche, ja, aber nichts, auf das ich zielgerichtet hinarbeite.
Letztens habe ich den kostenlosen Online-Beziehungstest von PaarBalance gemacht. Ein beziehungskritischer Punkt in der Auswertung besagte, dass mein Mann und ich als Paar keine gemeinsamen Ziele im Leben hätten.
Ich dachte darüber nach, und mir wurde klar, dass ich eigentlich gar keine Ziele mehr im Leben habe. Weder gemeinsame noch eigene.
Ich lebe eigentlich nur noch im Hier und Jetzt: Was muss ich heute erledigen, was schenke ich den Kindern zu Weihnachten, wann nehme ich das nächste Mal Urlaub. Solche Dinge eben.
So richtig schlimm ist das ja eigentlich nicht. Den Moment genießen und so.
Und doch finde ich es irgendwie trotzdem schlimm. Ich bin ein organisierter Mensch, vorausschauend und ergebnisorientiert. Jemand der sein Leben durchplant.
Durchgeplant hat.
Wo sind sie hin, die Ziele?
Bis vor kurzem war ich noch voller großer Ziele im Leben: das Abitur, das Auslandsjahr, das Studium, die Karriere, das Haus, die Familie.
Alles griff ineinander. Die Richtung war klar – ohne Zweifel immer geradeaus.
Doch all diese Ziele, die sonst so fern am Horizont schwebten, sind nun erreicht.
Was schön ist, verstehe mich nicht falsch.
Aber ich bin Mitte Dreißig – das kann es doch nicht schon gewesen sein?
Das darf es nicht schon gewesen sein!
Und vielleicht geht es anderen ebenso. Vor allem durch das Mamawerden verändert sich unser Leben so dramatisch. Unsere Prioritäten verschieben sich so dramatisch. Wir stehen nicht mehr selbst an unserer ersten Stelle, sondern unsere Kinder.
Ich plane und organisiere immer noch – jedoch nicht mehr mein eigenes Leben, sondern das meiner Kinder.
Darf ich noch eigene Ziele haben?
Zusätzlich habe ich oft das Gefühl, dass alles, das ich gerne machen würde, nicht machbar ist. Weil es mit Kindern plötzlich so schwierig ist, so kompliziert, so aufwendig. Oder weil ich Bedenken habe, dass diese Ziele nicht mit dem Wunsch nach einer fürsorgenden Mutter und einem sicheren Heimathafen übereinbar sind.
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum so viele Mütter die eigenen Wünsche auf ihre Kinder projizieren…
Die Frage ist somit auch: Inwieweit kann und darf ich meine persönlichen Ziele und Vorstellungen in den Vordergrund stellen? Inwieweit ist dies mit dem Familienleben und meinen Ansprüchen an die Mutterrolle vereinbar? Darf ich noch ein eigenes Leben planen jenseits des Mamaseins und Kindergroßziehens?
Auf der Suche nach Zielen
Keine konkreten Ziele zu haben, heißt ja nicht, im Leben nicht glücklich zu sein oder nichts zu erreichen. Vielmehr bist du dadurch auch offen, Chancen spontan ergreifen zu können – ohne befürchten zu müssen, dass du durch eine falsche Entscheidung von deinem Weg abkommst.
„Go with the Flow“: Für viele ist das eine Befreiung. Offen zu sein für das, was einem das Leben bietet.
Ich dagegen habe eher das Gefühl, etwas zu verpassen. Was, wenn mir keine Gelegenheit über die Füße fällt?
Ich brauche konkrete Ziele.
Doch wie wird aus einem abstrakten Wunsch oder einer im Kopf umherschwirrenden Idee ein konkretes Ziel?
Zuerst sollten wir nicht versuchen, alles gleichzeitig zu lösen: Also das Ziel und den Weg dorthin. Stattdessen ist es sinnvoll, zuerst deine Ziele klar zu definieren und sich dann erst darüber Gedanken zu machen, wie diese erreicht werden können.
Dadurch vermeidest du, Ideen und Wünsche von vorneherein zu verwerfen, nur weil es auf den ersten Blick unerreichbar erscheint: Weil du nicht weißt, wer die Kinder betreuen soll, weil der Job des Partners es „eh“ nicht zulässt oder weil du dir nicht vorstellen kannst, wie dein Wunsch auch nur ansatzweise mit deinem aktuellen Alltag übereinbar ist….
Erst das Ziel, dann der Weg: Mit einem konkreten Ziel vor Augen fällt es viel leichter, konkrete Schritte zur Erreichung dessen zu erarbeiten.
Viele Wege führen nach Rom, wie es so schön heißt.
Und die Lehr‘ aus der Geschicht‘?
Eigentlich müsste diese kleine Geschichte jetzt damit weitergehen, wie ich nach dieser bahnbrechenden Erkenntnis ein neues Ziel definiert habe und dieses nun mit Hartnäckigkeit und total souverän verfolge.
Tut sie nur leider nicht. Habe ich leider nicht.
Ich bin immer noch vollkommen planlos, was ich in meinem restlichen Leben machen und erreichen will. Also so unabhängig vom Kinder großziehen…
Aber das ist okay.
Die letzten „Baby-Jahre“ haben mein Leben so auf den Kopf gestellt – so vieles hat sich verändert.
Jetzt habe ich langsam wieder das Gefühl, „Luft zu bekommen“, und ich frage mich: Welche Wünsche habe ich eigentlich noch? Was möchte ich eigentlich noch tun in meinem Leben und erreichen?
Darüber muss ich mir selbst erst einmal klarwerden.
Außerdem genieße ich gerade auch ein bisschen das Gefühl, dass alles offen ist, alles möglich ;)
Ich muss nachdenken.
Du auch?
Blogparade:
Dürfen, sollen, müssen wir Mamas Wünsche und Ziele haben? Dies Bloggerinnen haben sich zu diesem Thema ebenfalls ein paar Gedanken gemacht:
Andrea von Erfahrungssammler beschreibt ihre Ziellosgigkeit – und wie sie sich daraus befreitete.
Nadine alias Dresden Mutti hat Ziele, die sie verwirklicken möchte. Natürlich darf man als Mutter Ziele haben – müssen muss Mama aber nicht.
Und auch Sarah von Mutter-und-Sohn-Blog hat Ziele, ist aber auch offen für alles Opportunitäten, die ihren Weg kreuzen.
Ich versteh die Gedanken. Ich hab schon konkrete Ziele. Berufliche Ziele. Ich mach gerne mit bei der Blogparade.
Eine tolle Webseite mit tollen Themen würde auch gerne bei den Blogparaden in Zukunft mitmachen.
LG Tilda