Mein Baby trinkt nicht. Kein Wasser, keinen Tee, keinen Saft. Einfach gar nichts. Naja, außer Muttermilch natürlich. Da wir aber schon mitten im Abstillen sind, ist das nicht mehr besonders viel. Ein Magen-Darm-Infekt bescherte uns deswegen die Woche vor Heiligabend auch einen Aufenthalt im Krankenhaus und das verkorsteste Weihnachten aller Zeiten obendrein. “Das Kind muss trinken,” sagten sie dort. “Trinkt Ihr Kind daheim auch so schlecht? Wenn er nicht trinkt kann er nicht nach Hause!” Zum Schluss war ich der Verzweiflung nahe. Was sollte ich denn tun? Ihm wie einer Gans einen Schlauch in den Hals stopfen und ihn zwangsbetränken?
Zuvor hatte ich mir um Piccolos Trinkverhalten keine Gedanken gemacht. Ich habe ihm regelmäßig etwas zu trinken angeboten, mehr als daran nippen wollte er aber nie. Was solls, dachte ich. Piccolo hat nasse Windeln, gedeiht prächtig und ist ein lebensfrohes Kind. Ich bin Anhänger des Leitsatzes “vorm vollen Teller verhungert kein Kind” und somit auch “vorm vollen Wasserbecher verdurstet kein Kind”. Damit bin ich bei Primo immer gut gefahren und konnte so sämtliche Machtkämpfe um das Thema Essen gut umschiffen.
Hätte ich das Trinken mehr forcieren müssen?
Diese Ansicht kam im Krankenhaus allerdings ins Wanken. Hätte ich schon früher und mehr darauf achten sollen, wieviel mein Kind trinkt? Was hätte ich anders tun müssen, um den Krankenhausaufenthalt zu vermeiden? Wieder zu Hause habe ich dann natürlich das ganze Repertoire aufgefahren, um Piccolo das Trinken schmackhaft zu machen. Ich habe alle möglichen Trinkflaschen und Aufsätze ausprobiert. Von der herkömmlichen Nuckelflasche über den Trinklerbecher, vom Löffel oder aus dem bunten Kinderbecher. Alles ohne Erfolg. Er will einfach nicht trinken!
Aber ist das denn so außergewöhnlich dass mein Kind während der Beikosteinführung wenig trinkt? Wieviel sollte ein Baby und Kleinkind am Tag eigentlich trinken? Und was tun bei Verweigerung? Diesen und anderen Fragen bin ich einmal auf den Grund gegangen:
Wieviel Flüssigkeitsbedarf hat ein Kind?
Solange du voll stillst oder die Flasche gibst, braucht dein gesundes Baby keine zusätzliche Flüssigkeit. Danach gelten diese Werte als grober Richtwert für den täglichen Flüssigkeitsbedarf von Kindern:
- 6 – 12 Monate / 500 ml
- 12 – 24 Monate / 600 ml
- 2 – 3 Jahre / 700 ml
- 4 – 6 Jahre / 850 ml
Mit Einführung der Beikost, also etwa ab einem halben Jahr, solltest du zu jeder Mahlzeit etwas zu trinken anbieten. Dabei reichen zunächst ein paar Schlückchen vollkommen aus. Es geht hierbei zunächst mehr um die Gewöhnung eines gesunden Trinkverhaltens. Der Flüssigkeitsbedarf deines Babys wir in dieser Zeit noch über die Milchmahlzeiten und Breie abgedeckt.
Piccolo bekommt Gemüse- und Getreidebreie zu den Hauptmahlzeiten. Zwischendurch ein Fruchtgläschen oder Reiskekse. Abends und nachts stille ich noch. Dementsprechend bekommt er derzeit auch ohne zusätzliches Trinken genug Flüssigkeit. Im gesunden Zustand ist seine Trinkverweigerung aktuell also nicht besorgniserregend. Ich gehe davon aus, dass mit steigendem Anteil fester Nahrung auch sein Durst größer wird und er dadurch mehr trinken möchte.
Was tun, wenn mein Kind krank ist?
Über die Breie und das Stillen wird Piccolo im gesunden Zustand mit genug Flüssigkeit versorgt. Aber was passiert, wenn er krank wird? Nun, das ist dann ein Problem. Denn während er gut ein paar Tage mit wenig Nahrung auskommt, können Fieber, Erbrechen oder Durchfall schnell zu einer Dehydrierung führen. Dadurch, dass sämtliche Flüssigkeit über die Nahrung aufgenommen wird, kommt der Flüssigkeitshaushalt schnell aus dem Gleichgewicht. Und dies kann für Babys und Kleinkinder ernsthaft gefährlich werden.
Dabei ist Krankheit aber nicht der einzige Auslöser einer möglichen Dehydrierung. Besonderes Augenmerk auf den Allgemeinzustand deines Kindes ist auch bei großer Hitze, ausgedehntem Toben oder längeren Anstrengungen zu legen.
Achte auf Anzeichen einer Dehydrierung
Bei Babys und Kleinkinder, die sehr wenig trinken solltest du immer auf Anzeichen für eine Dehydrierung achten:
- Bei Babys sinkt die Fontanelle ein
- Die Augen sind dunkel umrandet und tief eingesunken
- Schwacher Saugreflex
- Seltener Lidschlag
- Eine trockene Windel über einen Zeitraum von sechs Stunden oder länger
- Anhaltend dunkelgelber Urin
- Trockener Mund, Lippen und Schleimhäute
- Zunehmende Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Apathie
- Harter Stuhl und Verstopfung
- Fieber
- Unelastische Haut, Hautfalten bleiben stehen
Je jünger das Baby, desto schneller tritt die Dehydrierung ein und desto bedrohlicher ist sie. Deswegen gilt: Lieber einmal mehr zum Kinderarzt, auch wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Kind schon Merkmale aufweist. In Piccolos Fall erschien uns Eltern, ja selbst der behandelten Ärztin, sein Allgemeinzustand auf den ersten Blick nicht sonderlich besorgniserregend. Schließlich hatte er weder extrem erbrochen, noch starken Durchfall. Ein Schnelltest im Klinikum enthüllte jedoch besorgniserregende Blutwerte. Aufgrund des Nicht-Trinkens konnte nur mit Hilfe einer Infusion der Flüssigkeitshaushalt wieder hergestellt werden.
Tipps für ein besseres Trinken
Wie beim essen gilt auch beim trinken: Niemals dazu zwingen oder durch ständiges “hinterhertragen” zum Machtspiel werden lassen!
- Lebe ein gutes Trinkverhalten vor, indem du bei jeder Mahlzeit gerne und ausreichend trinkst.
- Biete auch unkonventionelle Getränke an (Kräutertees, Kindercocktails oder verdünnte Gemüsesäfte).
- Teste unterschiedliche Temperaturen.
- Probiere verschiedenartige Becher und Gläser.
- Vielleicht gefällt das Trinken durch einen Strohhalm.
- Fülle das Glas oder Becher bis zum Rand, so dass bereits beim Ansetzen die Lippen befeuchtet werden.
- Trinkt gemeinsam aus einer Wasserflasche.
- Oftmals wird die Konsistenz von Wasser nicht gemocht. Hier kann es helfen, zunächst die Konsistenz durch aufkochen mit Mutter- oder Pulvermilch zu erhöhen. Auch Verdickungsmittel aus der Apotheke können zielführend sein.
- Erhöhe die Flüssigkeitsaufnahme durch die Nahrung, indem du die Breie mit mehr Wasser anrührst und Zwischenmahlzeiten mit hohem Wassergehalt anbietest (zum Beispiel Melone, Gurke, Erdbeeren).
Achte auch darauf, was getrunken wird
Nicht nur die Flüssigkeitsmenge, sondern auch was getrunken wird, ist entscheidend. Geeignete Getränke sind vor allem Wasser ohne oder mit wenig Kohlensäure sowie ungesüßte Kräuter- und Früchtetees ohne Koffein. Gemüse- und Fruchtsäfte enthalten viel Zucker und sollte daher nur stark verdünnt im Verhältnis 1:3 angeboten werden.
Ungeeignet sind hingegen zucker- und koffeinhaltige Getränke wie Limonaden, schwarzer Tee, unverdünnte Säfte oder Eistees. Diese sind nicht nur schlecht für die Zähne, sondern belasten auch, genauso wie salzreiche Flüssigkeiten, den Stoffwechsel.
Fazit
Das mein Piccolo mit seinem knappen Jahr nicht viel trinkt ist zunächst weder ausergewöhnlich noch besorgniserregend. Zu diesem Zeitpunkt nimmt er genug Flüssigkeit über die Nahrung auf. Ich gehe davon aus, dass er mit Umstellung auf feste Nahrung auch mehr trinken wird.
Jedoch hat er ein höheres Risiko, durch Krankheit oder starke Hitze zu dehydrieren. Hier ist einfach mehr Aufmerksamkeit gefordert. Ansonsten bleibt mir weiter nichts übrig, als geduldig Getränke anzubieten und auf eine flüssigkeitsreiche Ernährung zu achten.
Update: Mittlerweile sind seit diesem Artikel einige Monate vergangen und natürlich möchte ich dir auch berichten, wie sich Piccolos Trinkverhalten entwickelt hat: Den “Durchbruch” hatten wir mit den (total überteuerten) Säften von Hipp. Säfte hatten wir schon vorher versucht, doch die Säfte von Hipp schmecken einfach genauso wie die Fruchtgläschen – und die hat Piccolo schon immer geliebt. Damit konnten wir arbeiten. Wir verdünnten den Saft immer mehr bis er schließlich auch einfaches Leitungswasser gut annahm. Heute ist er ein sehr guter Trinker – wer hätte das gedacht :)
Silvia
Quellen / weiterführende Links:
http://www.rundumskinderzimmer.de/baby-trinkt-nicht/
http://www.urbia.de/magazin/gesundheit/ernaehrung/trinkt-ihr-kind-genug
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/erste-hilfe/kindernotfaelle/darminfektion-kinder
http://www.babycenter.de/a8758/dehydrierung
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